Gestern vorm Einschlafen habe ich mir gedacht, dass man schon ordentlich was ausgefressen haben muß um als Regenwurm wiedergeboren zu werden.
Alleine durch den Namen sind die armen Tiere schon schwer gestraft.
Dazu muß ich eine traurige Geschichte erzählen.

Meine Geschwister und ich gehörten zu der Sorte Kinder, die zwar vor Spinnen kreischend davonlaufen, sich aber rührend um das Schicksal von Schnecken (nur die mit Haus, versteht sich) und Regenwürmer kümmern.

Die wurden aufgehoben, gestreichelt (die Schnecken vielleicht nicht so) und an vermeindlich sichere Orte gebracht, wenn wir Gefahr für die Tierchen vermutet haben.

Als aufmerksame junge Menschen, die wir waren, fiel uns natürlich sofort auf, dass sich die lieben Regenwürmer im Garten nur bei Regen blicken lassen. Die Würmer schienen den Regen sehr zu genießen. Klar, dass sie sich bei Sonne in der Erde verstecken, sie würden sicher austrocknen.
An einem sehr regnerischen Tag in Omas Garten haben wir eine bemerkenswerte Ansammlung der Tiere auf dem Steinweg zwischen den Rosenbeeten gefunden.
Wir haben sofort beschlossen dass alle Regenwürmer in Omas Garten heute Geburtstag haben. Deshalb wollten wir es für sie besonders gemütlich einrichten.

In mehrstündiger Arbeit haben wir alle Kringeltiere die wir finden konnten gesammelt und in Omas Brunnen getan, damit sie ordentlich baden können.

Omas Gesicht werde ich nie vergessen als sie schätzungsweise 300 Regenwürmer im Brunnen treiben und versinken gesehen hat.

Dass Regenwürmer so heißen wie sie heißen, weil sie bei Regen aus der Erde flüchten um sich vor dem Ertrinken zu retten haben wir später erfahren.

Ich habe immer noch schlechtes Gewissen.

Von den Testversuchen zu aus-eins-mach-zwei erzähl ich besser nicht, sonst kann ich heute nicht schlafen.